Im Gespräch mit dem Herausgeber

In diesem Interview der Spurenkreis – Gesprächsreihe, welches im Sommer 2014 stattfand, haben wir uns mit unserem Herausgeber Herrn Rehahn getroffen und uns mit ihm in der wunderbaren Kulisse des Palace Hotels, in der Nähe des Kaiserpalastes, in Tokio unterhalten.

Herr Rehahn, Sie arbeiten ja bereits im Spurenkreis Verlag, was bewegte Sie bereits so früh einen weiteren Imprint zu gründen – einer für große Verlage zwar gängigen Methode, um inhaltlich zu fokussieren, aber eher untypisch für unabhängige Verlage?

Dies ergab sich eher aus der Arbeit heraus, war also ursprünglich nicht geplant. Um es klar auf einen Punkt zu bringen: Der Imprint erlaubt uns einen intensiveren Fokus auf die Bücher der anderen Autoren. Wir wollten mehr Themenbereiche, Inhalte, sowie eine Vielzahl an Autoren aufnehmen und dafür ist ein Imprint passend.

Die Spurenpresse ist also offener was die Buchauswahl angeht?

Richtig! Hier ist gerade die Vielfalt an Autoren, Büchern und Genren wichtig und stellt keinerlei Hindernis dar, im Gegenteil. Darum geht es uns hier! Aber ein paar Einschränkungen gibt es natürlich schon.

Das Motto der Spurenpresse ist “die Machbarkeit von allen Büchern” – könnten Sie das erörtern?

Wenn ein Mensch sich hinsetzt und eine Geschichte, Texte, Verse usw. aufschreibt, ist dies der Beginn. Nicht jeder träumt dann gleich von einem Buch, aber eben manche Menschen schon.

Es ist die Vision eines Werkes, das unbedingt realisiert werden möchte.

Als Künstler verstehen wir dieses Gefühl nur allzu gut!

In der Verwirklichung einer Idee bis hin zu einem Buch, steckt also etwas kraftvolles, sehr zufriedenstellendes. Dabei möchten wir helfen.

Deshalb glauben wir an jedes oder sagen wir, fast jedes, Buch.

Warum ‘fast’ jedes Buch?

Eine Realisierung hängt von vielen Faktoren ab:

Der Chemie zwischen uns und den Autoren/innen, der Bereitschaft, Kritik & Korrektur anzunehmen, unsere Fähigkeit die Ideen und Wünsche umzusetzen, denn hierbei geht es um die Verwirklichung ihrer Vision – wir unterstützen nur.

Die Autoren/innen müssen bereit sein, weiter zu schreiben, bis zum Ende revidieren.

Das ist der persönliche Faktor, der bei dieser Art von Arbeit eine besonders wichtige Rolle spielt, gerade weil selbstverfasste Texte oder in dieser Hinsicht jede Art von Kunst, stets eine sehr private Ebene haben.

Hinzu kommt die Art des Textes!

Jedes Manuskript hat seine eigenen Bedürfnisse, braucht seine eigene Zeit.

Auch das ist Teil des Leitspruchs, nicht wahr? Was genau meinen Sie damit?

Nun, nicht jedes Manuskript ist gleich. Die entsprechende Vorarbeit der jeweiligen Autoren ist unterschiedlich. Es gibt Unterschiede in der „Qualität” eines Textes, beim Umfang usw. Deshalb kann die Umsetzung nicht bei jedem gleich sein. Die Arbeit verläuft differenziert und auf jeden zugeschnitten.

Manchmal braucht ein Manuskript oder Text mehr Zeit, manchmal kann es relativ schnell gehen. Dann und wann, entwickelt sich das eigentliche Buch erst in der Arbeit, aber natürlich auf der Grundlage des jeweils vorliegenden Textes.

Und das alles muss ja auch mit unserem Gesamtplan und anderen Veröffentlichungen abgestimmt werden. Am Ende ist es auch wichtig, ob das jeweilige Buch zu uns passt.

Welche Erfahrung machen Sie mit den Autoren am häufigsten?

Das ist schwierig, aber eine Sache fällt vielleicht besonders ins Auge, die bereits eine Art Gedankenfehler darstellt und am Ende vielleicht hinderlich für die Realisierung eines Buches sein könnte.

Oft tritt man an uns mit den Worten heran:

„Hier, ich habe ein Buch geschrieben!”, wobei es eigentlich erstmal nur ein Manuskript ist.

Darin liegt ein großer Unterschied!

Das Manuskript ist die Grundlage. Erst die Arbeit daran, Korrektur, Lektorat, Cover- und Layoutdesign usw. machen ein Buch daraus.

Es beginnt also mit einem “Rohling”, welcher “geschliffen und veredelt” werden muss. Das gilt für jeden kurzen, wie langen Text. Und im Grunde jedes Element eines Buches, seien es Bilder, Illustrationen, Text usw. Wir sehen alles gründlich durch, bearbeiten es, natürlich immer in Rücksprache.

Auf diese Weise beginnen wir jedes Werk, die eigenen, wie die anderer. Darin liegt ein Stück Demut und die Erkenntnis des Anfangs eines Weges. Von hieran scheint “fast” alles möglich…

Allerdings muss ich auch dazusagen, dass unsere Autoren bisher sehr offen und bereit sind, jede Art von Ratschlag anzunehmen, was die Arbeit sehr erleichtert.

Was lernen Sie bei der Arbeit mit anderen Autoren?

Es ist eine Fülle von Dingen…

Jeder neue Autor bringt ja thematisch und menschlich, etwas Neues ein. Unsere ersten Bücher sind völlig unterschiedlich und deshalb in jeglicher Hinsicht eine Herausforderung beim Lektorat und der Bucherstellung, aber im Hinblick der Erfahrungssammlung eine wunderbare Sache.

Professionell, wie menschlich, ist es eine fortlaufende Entwicklung – für alle Beteiligten, sicher eine Herausforderung, also im Grunde wirklich spannend.

Die Arbeit an jedem Buch und die Freude über jede neue Veröffentlichung sind die Überwindung jeglicher Hürden wert.

Wir sind im Prozess etwas aufzubauen, geniessen dabei den Weg, der stetig anwächst und reicher wird. Die Verantwortung gegenüber den Autoren, als auch deren Hoffnungen und Freude, lässt uns hierbei immer wieder Kraft schöpfen und gleichzeitig den Blick nach vorne richten.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Es war mir eine Freude.


Eine Auswahl der in der Spurenpresse erschienenen Bücher.


Anmerkungen der Redaktion

  • Gespräche mit den jeweiligen Autoren der Bücher erscheinen fortlaufend an dieser Stelle.
  • Herr Rehahn ist ebenfalls Autor & einige seiner frühen Erzählungen und Texte sind bereits im Spurenkreis Verlag erschienen.
  • Ein weiteres Interview mit Herrn Rehahn, diesmal in seiner Arbeit als Autor und Herausgeber des Spurenkreis Verlages finden Sie in Kürze hier.
  • Die persönlichen Erfahrungen mit seiner Arbeit, beschreibt er in prosaischer Form in den Notizen des Herausgebers.
  • Autoren & Autorinnen, die Interesse an einer Zusammenarbeit haben, können uns gerne mit uns Kontakt aufnehmen.

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